Mit der Machtergreifung durch das nationalsozialistische Regime am 30.01.1933 durch die Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler änderte sich auch bei der Feuerwehr vieles grundlegend. Am 16. und 17. Juli 1933 fand in Renningen jedoch zunächst der Bezirksfeuerwehrtag mit der Fahnenweihe der Renninger Feuerwehr statt. Anlässlich dieses Bezirksfeuerwehrtages hat die Renninger Feuerwehr auf dem Kirchplatz eine Hauptübung abgehalten. Bei dieser Übung konnte die Feuerwehr ihr ganzes Können unter Beweis stellen. Vor der Brandbekämpfung wurde eine umfangreiche Menschenrettung mit Steckleitern, Hakenleitern, sowie der großen, zweirädrigen Magirusleiter durchgeführt.

Das herausragende Ereignis des Jahres 1934 war die Anschaffung einer Lautsprecheranlage in Renningen. In den Straßen des Ortes wurde oben an der Straßenbeleuchtung eine Lautsprecheranlage installiert, mit der die neuesten Nachrichten vom Rathaus aus in ganz Renningen bekannt gegeben werden konnten. Natürlich diente diese neue Einrichtung überwiegend den Nationalsozialisten als Propagandainstrument. Allerdings wurde diese Lautsprecheranlage auch für Alarmierungszwecke, sowie für aktuelle Bekanntmachungen der Feuerwehr eingesetzt. Bis zur Einführung des Mitteilungsblattes am Freitag, dem 08. März 1963, diente die Ortslautsprecheranlage noch als Informationssystem für die Renninger Bürger.

 

Im Jahre 1936 wurde die Wasserversorgung auf den neuesten Stand gebracht. So wird die Leistung des Wasserwerkesdurch das Aufstellen neuer Kreiselpumpen erhöht und durch Umstellung auf Motor- und elektrische Kraft gesichert. Ferner wurde noch in diesem Jahr die neue Feuer- und Luftschutzsirenenanlage fertig gestellt. Die Feuerwehr konnte nun über diese neue Feuersirene alarmiert werden. Die Feuersirenen dienten noch bis zur Einführung der Funkmeldeempfänger im Dezember 1975 neben der drahtgebundenen Weckerlinie als Hauptalarmierungssystem der Feuerwehr.

 

21. Februar 1937: Brand des Gebäudes Nr. 1 am Herdweg des Christian Trautter. Das Gebäude wurde größtenteils durch das Feuer vernichtet.

 

Feuerwehren werden als "Feuerschutzpolizei" in die Ordnungspolizei eingegliedert

Am 23. November 1938 wurde das "Gesetz über das Feuerlöschwesen" erlassen, das die Zuständigkeit des Reichsministers des Innern für alle Brandschutzangelegenheiten festlegte. Dies bedeutete das Ende der selbstständigen und unabhängigen Feuerwehren, denn sie wurden als "Feuerschutzpolizei" in die Ordnungspolizei eingegliedert. Selbst die Feuerwehrfahrzeuge waren bald nicht mehr feuerwehrrot, sondern polizeigrün lackiert, außerdem erhielten die Kennzeichenschilder Polizeizulassungsnummern.

Hier ein Tanklöschfahrzeug auf einem Opel-Blitz-Fahrgestell der "Feuerschutzpolizei Wien"

 

Am "Tage der deutschen Polizei" veranstaltete auch die Feuerwehr Umzüge und Werbemärsche. Militärische Ordnung und das militärische Denken drückten auch der "kameradschaftlichen Feuerwehr" den Stempel auf. Die gründliche Schulung der Feuerwehrmänner erschien mehr denn je notwendig, daher häuften sich auch die Übungen und Ausbildungsveranstaltungen. Leider nützten diese gründlich ausgebildeteten Feuerwehrmänner der Gemeinde im bald eintretenden Ernstfall überhaupt nichts, da man sie im Zweiten Weltkrieg an den verschiedenen Fronten der Kriegsschauplätze dringender benötigte. Im Jahr 1939 war Albert Hagenlocher Gerätewart der Renninger Feuerwehr.

 

13. September 1941: Brand im alten Backhaus, Paul Schumann und Genossen erhielten für ihr entschlossenes Eingreifen und die tatkräftige Mithilfe beim Löschen des Brandes eine Belohnung von 20 Mark.

15. Oktober 1941: In den frühen Morgenstunden fielen mehrere Sprengbomben auf freies Gelände. Sie verursachten jedoch in Renningen selbst keinen Schaden.

08. Mai 1942: Weitere Sprengbomben wurden von den alliierten Flugzeugen über den Feldern rund um Renningen abgeworfen. Die bis zu zehn Meter großen Bombentrichter waren aber mehr Sensation als Warnung. Allerdings nahmen die Überflüge der alliierten Bomberverbände im Laufe des Jahres weiter zu. Zusammen mit den schlechten Nachrichten von den Fronten steigerte sich die Nervosität angesichts des Malmsheimer Flugplatzes. Man rechnete hier mit einem alliierten Großangriff, welcher den Flugplatz und vielleicht auch Renningen und Malmsheim in Schutt und Asche legen würde. Es war jedoch nicht der Malmsheimer Flugplatz, sondern die Nähe Stuttgarts, welche Gefahr brachte. Gegen Ende des Jahres 1942 wurde daher bei der Firma Klöckner-Humboldt-Deutz in Ulm eine tragbare Magirus-Kraftspritze mit Benzinmotor zum Preis von 3.419 Mark beschafft.

 

Der Krieg erreichte Renningen im Oktober 1943. Zuvor hatte es zahlreiche Alarme, ansonsten aber nur kleine Zwischenfälle gegeben. Am 06. September 1943 griffen Bomber der US-Luftwaffe erstmals bei Tag die Gauhauptstadt Stuttgart an. Über dem Landkreis Leonberg fielen aber nur Flugblätter. Allerdings musste die Renninger Feuerwehr mit ihrer Magirus-Kraftspritze zu einem Überlandhilfeeinsatz nach Gerlingen ausrücken, das von Bomben, die eigentlich für Stuttgart bestimmt waren, schwer getroffen wurde. Einen Monat später war es soweit. In der Nacht zum 08. Oktober 1943 starben in Stuttgart 111 Menschen, über 8000 wurden obdachlos, die Schäden gingen gegen 300 Millionen Reichsmark. Auf dem Rückflug warf ein britischer Bomber gegen 0.45 Uhr mehrere Bomben über Renningen ab. Drei Anwesen (Bahnhofstraße 26, Lindenstr. 1 und 2) wurden total, sieben weitere Gebäude wurden schwer beschädigt. Außerdem galten 169 Gebäude als leicht oder mittel geschädigt, dort waren Dächer abgedeckt und Fenster geborsten. Zwei Personen, Hugo Binder und Jakob Borz, starben in den Trümmern, 14 Personen erlitten Verletzungen, sieben von Ihnen (fünf Frauen und zwei Kinder) mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden, 25 Renninger wurden obdachlos. Sie konnten in der Gemeinde untergebracht werden. Die Glaserei Kalb (Lindenstr. 1) musste ihren Betrieb einstellen. Zu allem Übel wurde die Renninger Feuerwehr an diesem Tag auch noch zu einem Überlandhilfeeinsatz nach Böblingen gerufen, das ebenfalls schwer von dem Bombenangriff getroffen wurde.

 

02. März 1944: Überlandhilfeeinsatz in Stuttgart, das einen schweren Luftangriff mit 121 Toten und erheblichen Zerstörungen erlitten hatte.

16. März 1944: Überlandhilfe bei Brandeinsätzen nach Luftangriffen auf Sindelfingen und Leinfelden.

13. April 1944: Der Luftangriff an diesem Tag galt dann, wie lange erwartet, dem Malmsheimer Flugplatz. Am helllichten Tage warfen "eine größere Anzahl von Feindflugzeugen" Bomben ab. Zwei Soldaten kamen ums Leben, zwei andere wurden verletzt. Eine Scheune mit Vorräten und landwirtschaftlichen Maschinen, sowie ein Flugzeug gingen in Flammen auf. Bei einem Luftkampf schossen die Angreifer außerdem eine deutsche Maschine ab. Der Pilot starb, der Co-Pilot wurde schwer verletzt.

29. Juli 1944: Nach dem Einmarsch der Alliierten in Frankreich wurde es sehr ernst. Die Aberntung und Bestellung der Felder musste vielfach bei Nacht und Mondschein geschehen, da man bei Tag immer in Gefahr war, von Jagdbombern beschossen zu werden. Am 29. Juli 1944 wurde Renningen wiederum Opfer eines britischen Luftangriffs auf Stuttgart. Es war dort der vierte Angriff innerhalb von fünf Tagen. "In der Nacht zum 29. Juli 1944 gegen 1.45 Uhr" so der Bericht von Gendarmeriemeister Barthruff, "haben feindliche Flugzeuge die Gemeinde Renningen überflogen und dabei ca. 15 Sprengbomben sowie 4 Blindgänger, evtl. auch Zeitzünderbomben abgeworfen. Durch den Abwurf der Bomben wurde ein Wohnhaus total, sechs weitere schwer und etwa 125 Häuser leichter beschädigt. Außerdem war ein Todesopfer zu beklagen: Gotthilf Hering aus der Lehenbühlstraße, der vor seinem Haus offenbar den Überflug beobachtete, wurde von den Trümmern seines getroffenen Hauses tödlich verletzt, seine Ehefrau schwer, zehn weitere Personen leicht". Für Aufregung sorgte die Explosion eines Blindgängers am nächsten Vormittag, bei dem ein Haus, ebenfalls in der Lehenbühlstraße, in die Luft flog. Insgesamt waren drei Familien obdachlos. Dabei hatte Renningen noch Glück gehabt: Zahlreiche Bomben gingen in freiem Feld rechts und links der Bahnhofstraße nieder und rissen große Trichter auf. Beim Bahnübergang in der Malmsheimer Straße stürzte ein britisches Flugzeug ab. Die in Renningen stationierte Luftwaffeneinheit barg zunächst fünf Insassen. Sie wurden am 01. August in Renningen beigesetzt, ein sechstes Opfer wurde erst am 15. August gefunden und am selben Tag bestattet. Insgesamt verlor die Royal Airforce bei diesem Angriff nicht weniger als 62 Besatzungen.

Bald stießen die alliierten Flugzeuge kaum noch auf Widerstand. Mit dem Vorrücken in Frankreich erreichten die Staffeln oder einzelne Jagdbomber in kurzer Zeit Südwestdeutschland. Hier machten sie ihrem Namen alle Ehre, "jagten" Menschen bei der Feldarbeit oder Züge mit ihren Bordwaffen. So wurde am 28. September 1944 ein Güterzug zwischen Renningen und Magstadt von fünf Flugzeugen angegriffen. Lokomotivführer und Heizer, die den Zug noch zum Stehen gebracht hatten, kamen dabei ums Leben. Der Malmsheimer Flugplatz wurde nun ebenfalls immer häufiger ins Kriegsgeschehen einbezogen.

Die Renninger Feuerwehr wurde in der Nacht vom 10. auf den 11. September 1944 zu einem Überlandhilfeeinsatz von über 7 Stunden nach Magstadt gerufen. Am 13. September 1944 ging es zu einem Brandeinsatz nach Sindelfingen. Weihnachten 1944 war von Angriffen überschattet. Am 26. Dezember 1944 attackierten Jagdbomber gleich dreimal den Flugplatz. Dabei kam es zu Luftkämpfen mit in Malmsheim stationierten Verbänden der Luftwaffe. Fünf deutsche Maschinen mussten im Kreisgebiet notlanden, zwei Piloten starben. Der zweite Weltkrieg hatte in Renningen 141 Tote und 83 Vermisste gefordert. Sie und ihre Angehörigen waren wie die Kriegsgefangenen, deren Schicksal für lange Zeit ungewiss war, ebenso Opfer wie die verschleppten Fremdarbeiter, deren Zukunft gleichfalls im Ungewissen lag.

 

Die Einsatzentschädigung der Feuerwehrleute war nach der reichsgesetzlichen Bestimmung so gering, dass in den meisten Fällen nicht einmal die Kleiderabnützung ersetzt wurde. Bei einer Besprechung mit dem Kreisfeuerlöschinspektor Ludmann machte dieser den Vorschlag, dass die Vergütung in Renningen ebenso geregelt werden soll, wie es auch in anderen Gemeinden des Kreises geregelt war. Diese bezahlten den mit der Motorspritze im auswärtigen Einsatz befindlichen Feuerwehrleuten pro Einsatzstunde 1,50 Mark aus der Gemeindekasse und meldeten nur die gesetzliche Entschädigung zum Ersatz an. Die Differenz zwischen dieser Entschädigung und der gesetzlichen Entschädigung wurde voll von der Gemeindekasse übernommen.

 

Manfred Eisenhardt

Quellen:  "Chronik der FFW Renningen" und  "Renningen und Malmsheim - Eine Stadt und ihre Geschichte"