Die Renninger Feuerwehr erhielt in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts jährlich von der Gemeindeverwaltung einen Betrag von 100 Mark für die Feuerwehrkasse. Der Feuerwehrfond, welcher im Ministerialerlass vom 24. Oktober 1885 gefordert wurde, ist in Renningen nicht eingerichtet worden. Der Grund dafür liegt wohl darin, dass die Feuerwehr doch relativ wenig Einsätze hatte und die Ausgaben zur Unterhaltung der Feuerwehr überschaubar waren und somit problemlos von der Gemeindekasse übernommen werden konnten.

 

26.06.1900: Brand bei Jakob Böhmler in Renningen

23.12.1900: Brand in Dreher Maischs Haus

 

Im September des Jahres1901 brannte es im Eishaus bei Karl Frieß im Gewann "Arzet". Zur Erklärung sei an dieser Stelle erwähnt, dass am oberen See im Gewann "Arzet" beim Längenbühlhof ein Eishaus stand, wo auch im Sommer die großen Eisblöcke, welche von den Brauereien zur Kühlung des Bieres so dringend benötigt wurden, gelagert werden konnten. Über den Brandhergang und die Brandursache ist jedoch nichts bekannt.

Am 10. Oktober 1902 brannte es bei Jakob Heselschwerdt auf dem "Hirschplan" (Gebiet der heutigen Planstraße). Das Feuer breitete sich in den großen, eng zusammengebauten Scheunen rasch aus. Ferner geriet das dort gelagerte Getreide in Brand und ergoss sich als feuriger Regen über die ganze Umgebung. Erst 10 Jahre später, als der Brandstifter keine Strafe mehr zu fürchten hatte, meldete er sich.

Erneuter Großbrandam 17. November 1902 in Renningen. Bei diesem Brandeinsatz wurde die Malmsheimer Feuerwehr zur Überlandhilfe angefordert. Dabei verunglückte der Malmsheimer Feuerwehrmann Christian Bubser. Er wurde von "Feuerwehr-Corps-Arzt" Dr. med. Ernst Bauer ärztlich versorgt, die erforderlichen Medikamente wurden bei Apotheker Mehltretter in Weil der Stadt besorgt.

 

20.04.1903: Überlandhilfeeinsatz der Renninger Feuerwehr bei einem Brand in Malmsheim

22.05.1905: Brand in der Leonberger Straße in Renningen

04.04.1906: Waldbrand im Kammerforst. Er wurde von den Feuerwehren aus Renningen, Eltingen und Warmbronn bekämpft.

19.03.1907: Überlandhilfe bei einem Großbrand in Malmsheim

 
Die Renninger Wasserversorgung

 

Obwohl unsere Gemeinde immer gut mit Wasser versorgt war, fehlte für eine wirksame Brandbekämpfung eine Wasserleitung. Die Sachverständigen erklärten, dass für eine Wasserleitung allein die Hanfbachquelle in Betracht komme, deren Wasser für Renningen und Malmsheim ausreiche. Man beschloss daher am 06. Dezember 1907, in Gemeinschaft mit Malmsheim im nächsten Jahr die Hanfbachquelle zu fassen und bei derselben ein Pumpwerk zu erstellen. Das Reservoir wird im so genannten "Mittelwäldle" im Bergwald angelegt. Der Kostenvoranschlag beträgt für Renningen 126.000 Mark. Die Staatskasse zahlt einen Betrag von 4.000 Mark, die Zentralstelle für das Feuerlöschwesen einen solchen von insgesamt 3.085 Mark. Zum Maschinenwärter und Brunnenmeister wird Friedrich Schwab gewählt. Er hat 90 Schächte zu bedienen. Im Jahre 1917 übernimmt Gasmeister Köhler diese Ämter. Die Hanfbachquelle fließt reichlich, so dass im trockenen Sommer des Jahres 1911 sogar Wasser zum Gießen der Felder und Hopfengärten abgegeben werden kann. Die Pumpbrunnen werden aber beibehalten für den Fall, dass die Wasserleitung versagt. Es zeigt sich, dass der Betrieb des Pumpwerks durch elektrische Kraft kein absolut sicherer ist. So kann im Jahre 1911 die Wasserleitung acht Tage nicht benutzt werden. Im Januar 1912 kauft deshalb der Verwaltungsausschuss des Gemeindeverbandes Renningen-Malmsheim eine Reservepumpmaschine und zwar mit einem Benzinmotor. Das Prinzip der neuen Wasserversorgung besteht darin, mit den Pumpen die Hochbehälter mit Wasser zu füllen, so dass durch den natürlichen Höhenunterschied zwischen Hochbehälter und Wasserversorgungsnetz das Wasser in die Leitungen gedrückt wird. Damit war immer für genügend Löschwasser gesorgt, so dass bei künftigen Schadenfeuern die Feuerwehr schnelle und sichere Arbeit leisten konnte.

Für die Renninger Feuerwehr brachte das neu geschaffene Hydrantennetz im Einsatz einige Neuerungen mit sich. Sie erhielt mit der Einrichtung des neuen Wasserver- sorgungsnetzes im Jahre 1908 insgesamt drei Hydrantenwagen, nebst 4 Standrohren und dem notwendigen Zubehör im Gesamtwert von 1.025 Mark. Diese Feuerwehr-ausrüstung wurde bei der Feuerwehrgerätefirma Heinrich Kurtz in Stuttgart beschafft. Im Brandfalle rückte jetzt die Feuerwehr mit den so genannten "Hydrantenwagen" aus. Das sind einachsige Löschkarren, auf denen sich nur Schachthaken, Standrohr, Hydrantenschlüssel und das benötigte Schlauchmaterial befand. Die Feuerwehr schloss ihre Löschschläuche an den Hydranten an und konnte so nur mit dem Wasserdruck aus dem Wasserleitungsnetz spritzen.

 

Die Wasserversorgung wurde entsprechend der Bevölkerungszunahme in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg laufend weiter ausgebaut: Bau neuer Hochbehälter und eines Sammelbehälters beim Pumpwerk. Ferner wurden durch Tiefbohrungen neue Quellschüttungen (Hengelbrunnen) erschlossen. Es erfolgte der Anschluss an die Bodensee-Wasserversorgung, Ausbau der Pumpstation, sowie der Wasseranschluss in den Neubaugebieten. Besonders durch den Einbau der Löschwasserreserven in die Hochbehälter und in den Sammelbehälter konnte der Einwohnerschaft ein größeres Maß an Sicherheit gegeben werden. Auch die Einsatzfreudigkeit der Renninger Feuerwehr ist durch die angeführte Erweiterung der Löschwasserversorgung erheblich gestiegen.

 
Neuer Kommandant

Als Nachfolger von Gottlob Friedrich Gann wurde Jakob Reinhardt im Laufe des Jahres 1908 zum neuen Kommandanten der Renninger Feuerwehr gewählt.

 
09./10. April 1908: Überlandhilfe bei einem Großbrand in Malmsheim
 
Renningen erhält eine Freiwillige Feuerwehr

Mit Beschluss vom 23. September 1908 erhielt die Feuerwehr Renningen eine neue Satzung. Über die Bildung und den Zweck der Feuerwehr lesen wir in der neuen Satzung folgendes: "Die seit April 1867 hier bestehende Feuerwehr hat sich in Ausführung des Beschlusses der bürgerlichen Kollegien vom 23. September 1908 nach Maßgabe der allgemeinen gesetzlichen Vorschriften und der Bestimmungen der Bezirks- und Lokalfeuerlöschordnung als FREIWILLIGE FEUERWEHR RENNINGEN neu gebildet und hat die Aufgabe, den gesamten Lösch- und Rettungsdienst in der Gemeinde selbst und in den Nachbargemeinden, sowie bei Waldbränden zu übernehmen und sich hiezu in entsprechender Weise auszubilden. Zur Erreichung dieses Zwecks sind militärische Ordnung und regelmäßige Übungen eingeführt. Die gesamte Ausrüstung der Feuerwehr erfolgt auf Kosten der Gemeinde (Art. 10 der Landesfeuerlöschordnung)." Jeder mindestens 20 Jahre alte, persönlich tüchtige und unbescholtene Einwohner der Gemeinde wird auf seinen Antrag in die Freiwillige Feuerwehr aufgenommen. Über die Aufnahme hatte der Verwaltungsrat zu entscheiden.

Über die Organisation wurde in der neuen Satzung folgendes festgelegt: "Die Freiwillige Feuerwehr ist ein selbstständiges, militärisch organisiertes Korps in der Gesamtstärke von 132 Mann einschließlich Führer, und in folgender Weise aufgeteilt: Stab, Steiger und Retter, Hydrantenmannschaft - zugleich Schlauchleger, Spritzenmannschaft und einer Flüchtungs- und Wachmannschaft." Für die Mannschaftszahlen waren Mindestzahlen festgelegt. Wurden diese laufend unterschritten, so musste die Feuerwehr gem.§ 15 der Satzung aufgelöst werden. In der Satzung war außerdem festgelegt, dass jährlich mit allen Gerätschaften zwei Hauptübungen abgehalten werden müssen. Auch waren hier Strafen für Verfehlungen am Brandplatze, bei Übungen und bei Nichtbeachtung von Befehlen festgelegt. Wie bereits erwähnt, wurde diese neue Satzung am 23. September 1908 von den bürgerlichen Kollegien beschlossen, am 15. Dezember 1909 mit Zustimmung des Gemeinderates aufgestellt und am 15. April 1910 von Amtmann Dr. Klumpp vom Königlichen Oberamt Leonberg genehmigt.

 

25./26.03.1910: Überlandhilfeeinsatz bei einem Großbrand in Malmsheim

04.04.1912: Brand bei Jakob Hagenlocher in Renningen

 
Neuer Kommandant

Im Februar des Jahres 1912 wurde Gottlob Hemminger als Nachfolger von Jakob Reinhardt zum neuen Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Renningen gewählt.

 
Im Ersten Weltkrieg (1914-1918)

In den Jahren 1914-1918 wurden alle wehrfähigen Männer zum Kriegsdienst eingezogen. Für die Feuerwehr war dies ein schwerer Schlag. Bewährte ältere Männer und Frauen versuchten die große Lücke, so gut es eben möglich war, auszufüllen. Glücklicherweise kam es zu keinen größeren, nennenswerten Einsätzen.

 

31.08.1914: Strohhaufenbrand bei der Witwe des G. Beck

03./04.08.1915: Überlandhilfe bei einem Brand in Malmsheim

 
Nach dem 1. Weltkrieg

Nachdem Kriege gestaltete sich der Wiederaufbau der Feuerwehr schwierig, weil die heimkehrenden Frontsoldaten müde waren, jeder weiteren Unterordnung feindselig gegenüberstanden und mit den jüngeren Mannschaften nicht zusammenarbeiten wollten. Auch die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem ersten Weltkrieg spiegelten sich in den Organisationen der Gemeinde und damit auch in der Feuerwehr wieder. Vom Württembergischen Landesfeuerwehrausschuss wurden im Jahre 1921 neue "Übungsvorschriften für die württembergischen Feuerwehren" erlassen. In diesen Vorschriften wurde die Ausstattung der Feuerwehren mit Hydrantengeräten, sowie das Üben mit Leitern aller Art, das Arbeiten mit Saug- und Druckspritzen, mit der Dampf- und Autospritze, sowie der Einsatz von Drehleiterfahrzeugen geregelt. Die Renninger Feuerwehr hat im Jahre 1921 in der Deutschen Feuerwehrzeitung ein Inserat wegen dem Verkauf des gut erhaltenen Hydrophors aufgegeben. Dieser Hydrophor war bereits im Jahre 1873 von der Fa. Kurz in Stuttgart beschafft worden. Am 21. Dezember 1921 wurde der Hydrophor zum Preis von 12.000 Mark an die Firma Albert Ziegler nach Giengen an der Brenz verkauft. Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, das das Hydrophor im Jahre 1873 für 1.400 fl gekauft wurde und jetzt für 12.000 Mark wieder verkauft werden konnte. Dieser anscheinend so hohe Verkaufserlös spiegelt bereits die Wirren der Inflation wieder, welche zwei Jahre später über das Land hereinbrach. Auch in diesem Jahr zeichnete sich bei den Einsätzen wieder der folgende Trend ab: In den ersten 25 Jahren des 20. Jahrhunderts gingen die Brandeinsätze rapide zurück, was wohl auf die Einführung des elektrischen Lichtes zurück zuführen sein dürfte, da ja viele Brände im vergangenen Jahrhundert beim Hantieren mit offenem Licht entstanden sind. So hatte die Freiwillige Feuerwehr Renningen im Jahre 1925 einen kleinen Brandeinsatz, der wohl so unbedeutend war, dass über Art und Ursache des Brandesüberhaupt keine Aufzeichnungen geführt wurden.

 

27.01.1927: Brand der gemeinschaftlichen Scheuer des Wagners Heinrich Reich und von Bäcker August Schöck. Während die umliegenden Gebäude gerettet werden konnten, wurde die Scheune ein Raub der Flammen. Ferner nahmen im Jahre 1927 Eugen Dittus und Genossen an einem Lehrgang für Hornisten, einer so genannten "Signal-Lehre" teil.

14.11.1928: Ausbruch eines Zimmerbrandes in der Werkstatt von Malermeister Umminger in Renningen.

02.04.1930: Flächenbrand am Bergwald entlang der Bahnlinie nach Sindelfingen. Der Brand wurde durch Funkenflug von einer Dampflokomotive ausgelöst.

28.08.1930: Großbrand im Sägewerk von Jakob Hagenlocher, das in dieser Zeit vom Pächter Adolf Schüle in der Weil der Städter Straße auf dem Gelände der heutigen Hochhäuser "Am Pfarrtor 1-11" betrieben wurde.

 

Manfred Eisenhardt (Auszug aus der Chronik der FFW Renningen)