Zwischen 1896 und 1915 kam es dann doch zu einer ganzen Serie von Brandfällen in Malmsheim. Auf der "Rauhen Alb", in der "Vorstadt", in der Schöckengasse und beim Rathaus brach zum Teil gleich mehrere Male Feuer aus. Wichtige Teile des alten Malmsheim fielen dabei den Flammen zum Opfer. Auch alte Wahrzeichen wie das schlossartige Völmle´sche Haus oder die "Kaserne" verschwanden. Eine Brandursache konnte bei dieser Reihe von Bränden nicht ermittelt werden, so dass man geneigt war, jeweils Brandstiftung anzunehmen.

 
Die Malmsheimer Wasserversorgung 1908

Bis zum Jahr 1895 gab es in Malmsheim nur zwei Brunnen (am Rathaus und am Ortsrand in der Renninger Straße). Bei einem Brandfall musste deshalb das Löschwasser oft über weite Strecken aus dem Rankbach geholt werden. Im Jahr 1895 kamen im ganzen Ort verteilt, neun weitere Brunnen dazu, wodurch die Löschwasserversorgung eine gewisse Verbesserung erfuhr. Doch erst durch die am 30. Oktober 1908 in Betrieb genommene Hochdruckwasserleitung begann ein neuer Abschnitt bei der Brandbekämpfung und eine Umstellung für die Feuerwehr. Die zwei Feuerspritzen, eine Kastenspritze aus dem Jahr 1818 und die Saugfeuerspritze Baujahr 1861, wurden nun mit ihrem mühsamen Handpumpbetrieb in den Hintergrund gedrängt. Durch die neue Wasserleitung gab es jetzt in allen Straßen im Abstand von ca. 50 Metern Hydranten. Von nun an wurden die leichten Hydrantenwagen eingesetzt. Mit ihren Standrohren und C-Schläuchen konnte in kürzester Zeit von den Hydranten aus das Leitungswasser mit seinem eigenen Druck auf jedes brennende Gebäude gespritzt werden, was zu einer wesentlichen Steigerung der Leistungsfähigkeit geführt hat. Man ersparte sich dadurch das Bilden von Eimerketten und das mühsame Heranschaffen des Löschwassers in zum Teil hölzernen Butten, die bei einem Einsatz wahrscheinlich mehr Sieb als Behälter waren.

 
Nach dem ersten Weltkrieg war der Brand des damaligen Schulhauses (später Raiffeisenbank) am 22.12.1921 bis zum Jahre 1943 das letzte größere Brandereignis.
 
Der zweite Weltkrieg

Mit dem Jahre 1938 begann für die Feuerwehr neben der Technisierung auch ein sehr bedeutender politischer Zeitabschnitt. Die Feuerwehren, bis zu dieser Stunde vereinsmäßig organisiert, wurden zu öffentlichen Einrichtungen umgewandelt und der Polizeitruppe einverleibt. Damals wurde auch der sogenannte Einheits-feuerwehrmann ausgebildet, der, wie dies auch noch heute der Fall ist, weitgehend alle Griffe und Verrichtungen beherrschen musste, während bis zu diesem Zeitpunkt jedem Mitglied der Feuerwehr nur eine ganz bestimmte Aufgabe zugewiesen war. Gleichzeitig wurde auch die Löschtaktik geändert und der sog. "Innenangriff" eingeführt. Die Übungen wurden praxisnah durchgeführt, während vorher eine Feuerwehrübung mehr einem militärischen Zermoniell glich. Gleichzeitig verschwand aber auch der alte Glanz der Kaiser- und Weimarer Zeit von den Uniformen. Zwei Reihen blanke Knöpfe und der auf Hochglanz polierte Messinghelm waren bis dahin der Stolz eines jeden Feuerwehrmannes. Die Spritzenmeister hatten eine rote Quaste am Helm, die Zugführer einen schwarzen, der Vizehauptmann einen weiß und roten Roßhaarbusch auf dem Helm. Der Hauptmann selbst mit einem weißen Helmbusch, 3 goldenen Sternen am Rockkragen und den übrigen Hauptmannsutensilien glich sehr einem mittleren Gardeoffizier. Die Mannschaftsstärke wurde damals entscheidend reduziert und das Dienstalter auf 40 Jahre herabgesetzt. Während voher die Feuerwehr oft 100 bis 130 Mann zählte, genügten jetzt 40 bis 50, so dass viele, vor allem der älteren Kameraden, die mit diesen "neuen Moden" nicht einig waren, ihren Abschied nahmen. Der 2. Weltkrieg stellte natürlich an die Feuerwehr ganz besondere Anforderungen. Trotzdem wurde Malmsheim in dieser Zeit im Gegensatz zu manchen anderen Nachbargemeinden von Bränden im Wesentlichen verschont. Die Feuerwehr war ohnehin in personeller Hinsicht stark dezimiert und durch Luftschutzmaßnahmen und Bereitschaften in Anspruch genommen. Im Jahre 1942 wurde eine sogenannte HJ-Feuerwehr gebildet. Die Jahrgänge 1926 bis 1928 mussten, oder von den Betroffenen aus gesehen, "durften" zur Feuerwehr einrücken.

 

Als im Oktober 1943 ein Brand in der Scheune Gartenstraße 14 (Hermann Klein) ausbrach, hingen noch alle Schläuche am Trockenmasten, nachdem sie wenige Tage zuvor bei einem Kleinbrand infolge eines Luftangriffs benutzt worden waren. Als dann der "Schlauchwirrwarr" glücklich zur Brandstelle befördert und am Hydranten angeschlossen war, kam aus den Strahlrohren zum Entsetzen der Helfer kein Wasser heraus. Es wurde dann mit vielen Freiwilligen eine Eimerkette gebildet. Nur so ist es gelungen, das angebaute Wohnhaus ohne größeren Schaden zu retten. Zwar brannten bei verschiedenen Luftangriffen auf dem Militärflugplatz Malmsheim einige Bauwerke ab, wobei die hiesige Wehr jedoch nicht einzugreifen brauchte. Beim Einmarsch der Alliierten am 20. April 1945 brannten durch Beschuß die Anwesen Heimsheimer Straße 1 und Schelmenäckerstraße 9, sowie eine Feldscheune an der Perouser Straße vollständig nieder, da die Feuerwehr wegen der Kampfhandlungen nicht eingreifen konnte. Die alte Kastenspritze aus dem Jahre 1818, die heute ein sehenswertes Erinnerungsstück wäre, wurde leider im Krieg wegen des Buntmetalls eingeschmolzen.

 
Nach dem zweiten Weltkrieg

Unmittelbar nach dem Kriege konnte im Sommer 1945 durch Vermittlung und vermutlich durch ein Kompensationsgeschäft eine TS 8 A Motorspritze angeschafft werden, womit die Malmsheimer Feuerwehr zum ersten Mal motorisiert war. Allerdings musste der Motorspritzenanhänger noch im Handzug fortbewegt werden. Als am frühen Morgen des 10. August 1946 die Scheune der Rankmühle lichterloh brannte, wurde die Motorspritze von einem Opel P4 Personenwagen mit einem Strick angebunden und von zwei Feuerwehrmännern, die sich hinter dem Ersatzrad festhielten, gehalten und so zu ihrem ersten Einsatz befördert. Sie leistete dabei segenreiche Dienste, so dass das bereits auf das Wohnhaus übergreifende Feuer rasch gelöscht werden konnte. Dort zeigte sich auch die alte Handdruckspritze aus dem Jahr 1861 als sehr wertvolles Gerät, da in der Rankmühle keine Wasserleitung bestand und aus Benzinmangel die Motorspritze beim Abräumen der Brandstelle nicht dauernd in Betrieb gehalten werden konnte. Das immer wieder notwendig werdende Löschwasser wurde mit dieser Spritze aus dem Bach gepumpt. Diese Spritze, welche bei der jüngeren Generation immer wieder viel Belustigung hervorgerufen hat, in der Feuerwehrsprache als Quillia Homba bezeichnet, wurde am Abend des 10.08.1947 bei einem Brand im Gebäude Schöckengasse 11 zum letzten Mal eingesetzt, nachdem die Motorspritze mal wieder reichlich Startschwierigkeiten hatte. Die Tätigkeit der Feuerwehr in der unmittelbaren Nachkriegszeit erstreckte sich auch auf die Mithilfe bei der Einrichtung eines Flüchtlingsdurchgangslagers auf dem Gelände des ehemaligen Militärflugplatzes Malmsheim. Die Feuerwehr wurde dabei zur Hilfe beim Entladen der Eisenbahnzüge mit den Heimatvertriebenen eingeteilt, außerdem war längere Zeit im Lager selbst eine ständige Feuerwache mit 3-4 Mann von der hiesigen Wehr eingerichtet.

 

Manfred Eisenhardt

Quellen:  "Chronik der FFW Renningen" und  "Renningen und Malmsheim - Eine Stadt und ihre Geschichte"